Der Hosentaschendrache
Shownotes
Der fünfjährige Milo findet beim Spielen einen grün schimmernden Stein. Er steckt ihn in seine Hosentasche. Am nächsten Morgen stellt er fest, dass der vermeintliche Stein ein kleines Drachenei ist, aus dem ein kleiner Feuerdrache schlüpft.
Milo nimmt den Drachen mit in die Vorschule, wo er für ordentlich Wirbel sorgt...
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Der Hosentaschendrache/ Der Drache aus der Hosentasche
Vor nicht allzu langer Zeit, an einem Ort der direkt vor deiner Haustüre hätte sein können, passierte etwas höchst Seltenes und Ungewöhnliches.
Der fünfjährige Milo hatte vor einigen Tagen zusammen mit seinen Freundinnen Lola und Paula draußen beim Spielen Schätze gesammelt. Darunter waren allerhand wunderbarer Sachen: Eine Vogelfeder, ein alter goldener Knopf, ein paar Stöcke und auch Steine. Unter den Steinen war einer dabei, den Milo besonders toll fand. Er war eierförmig und schimmerte in einem leichten Grünton. Der Junge hatte ihn nach dem Spielen in seine Hosentasche gesteckt. Was Milo zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass dies gar kein Stein war, sondern ein besonders kleines Drachen-Ei. Der Junge hatte seine Hand in der Tasche und hielt darin das Ei fest umschlossen. Es fühlte sich schön an. Es war gar nicht so kalt wie ein Stein, sondern es hatte sich in seiner Hose schön aufgewärmt. Es war irgendwie eigenartig. Nach einiger Zeit kam es Milo so vor als hätte er eine kleine Heizung in seiner Hosentasche eingebaut.
Am Abend als sich Milo bettfertig machte, zog er seine Hose aus und legte sie fein säuberlich auf einen Stuhl. Sie war noch sauber und er wollte sie am nächsten Tag noch einmal anziehen. Was er dabei nicht hörte, war ein leises Knacken. Die Schale des Dracheneis war gesprungen. Der kleine Drache würde bald schlüpfen, in Milos Hosentasche!
Es dauerte lange, fast die halbe Nacht lang, bis es der Drache aus dem Ei geschafft hatte. Davon war er sehr müde geworden und schlief erst einmal ein. Er schlummerte viele Stunden lang. Er erwachte erst als Milo am Morgen seine Hose wieder anzog und ihn dabei ordentlich durchschüttelte. Vor Schreck bekam der kleine Drache Schluckauf. Bei jedem Hicks stieß er eine warme Rauchwolke aus der Nase. Das blieb nicht unbemerkt. Milo wunderte sich natürlich was da in seiner Hose so warm wurde. Sofort erinnerte er sich an den Stein, den er gestern gefunden hatte und griff in seine Hosentasche. Er konnte etwas hartes, spitzes fühlen und zog es heraus. Sein Stein war zerbrochen! Doch Moment mal... Milo betrachtete genauer was er da in den Händen hielt. Er bemerkte, dass es weniger nach einem Stein, sondern vielmehr nach einer Eierschale aussah. Doch was konnte da in seiner Hosentasche geschlüpft sein?! Ganz, ganz vorsichtig, zog der Junge das Innere seiner Tasche nach außen. Dabei purzelte der kleine, grüne Drache heraus. Einen Moment lang war Milo starr vor Überraschung! Als echter Drachenfan erkannte er natürlich sofort, was er da vor sich hatte. Doch zum einen hatte er geglaubt, dass es Drachen eigentlich gar nicht gibt und zum anderen, hatte er sie sich viel, viel größer vorgestellt. Doch das kleine Etwas, das da vor ihm saß und ihn mit großen, freundlichen Augen anblickte, sah zwar aus wie ein waschechter Drache, doch es war wirklich winzig. Es war nur ungefähr halb so groß wie Milos Daumen und hatte noch viel kleinere Flügel. Ob die sich wohl zum Fliegen eigneten? Der Junge wusste es nicht.
Milo stopfte seine Innentasche wieder zurück in die Hose und Schwups sauste der kleine Drache eilig hinterher. Doch Milo hielt ihn auf: „Moment Mal. Du denkst bestimmt dass das deine Drachenhöhle ist. Aber das ist doch meine Hosentasche.“ Ja, das dachte der kleine Drache tatsächlich. Er wollte unbedingt schnell wieder zurück in die Tasche. Dort war es so kuschelig und warm. Milo kicherte freundlich und sagte: „Du darfst natürlich wieder hinein. Versprich mir nur in meiner Hose kein Feuer zu spucken. Ich heiße übrigens Milo.“ Dann überlegte der Junge kurz: „Du hast bestimmt noch keinen Namen, oder? Ich weiß was, ich nenne dich Leo. Gefällt dir der Name?“ Als hätte der Drache den Jungen verstanden, schnurrte er zufrieden.
Milo war so aufgeregt. Er konnte es gar nicht erwarten seinen Freundinnen Lola und Paula von dem Drachen zu erzählen. So schnell wie an diesem Tag hatte er noch nie gefrühstückt und sich im Bad fertig gemacht. Sein Vater Amir staunte nicht schlecht als Milo fertig angezogen in der Tür stand und eilig in die Vorschule los wollte.
Seine Freundinnen warteten bereits auf Milo. Sie spielten gerade ein Spiel und riefen ihren Freund zu sich. Doch dieser winkte ab und forderte: „Schnell, räumt das Spiel weg und kommt mit. Ich muss euch dringend etwas Wichtiges zeigen.“ Das Verhalten von Milo war höchst ungewöhnlich. Er spielte doch sonst so gerne mit den beiden Mädchen. Sie spürten, dass es wirklich wichtig war und so räumten sie ohne weiter nachzufragen alles weg und folgten ihm. In einer ruhigen, ungestörten Ecke begann Milo zu sprechen, nachdem er sich nochmals versichert hatte, das sie unbeobachtet waren: „Egal was ich euch sage, ihr glaubt mir nie was passiert ist, wenn ich es euch nicht einfach zeige.“ Milo steckte seine Hand in die Hosentasche und holte ganz vorsichtig den kleinen Drachen heraus. Dieser schlief tief und fest gemütlich eingerollt auf Milos Hand.
Die Mädchen staunten. Es dauerte einige Momente, bis sie ihre Sprache wieder fanden und dann überschlugen sich ihre Fragen: „Woher hast du den Drachen? Wie heißt er? Was frisst er? Bleibt er so klein?“ Milo erzählte den Beiden von dem Ei und alles was er bereits wusste. „Ich glaube es ist ein feuerspeiender Drache.“ ergänzte er. „Woher weißt du das?“ fragte Lola. „Na ganz einfach: als er Schluckauf hatte stiegen heiße Rauchwolken aus seiner Nase auf. Daher bin ich ziemlich sicher, dass er zu den Feuerdrachen gehört.“
Der weitere Vormittag war höchst abenteuerlich für die drei Freunde. Sie waren sehr aufgeregt darüber nun einen waschechten Drachen zu haben. Die Frage was er fraß, war zum Glück schnell gelöst. Egal was die drei bei den Mahlzeiten von ihren Tellern stibitzen, der Drache fraß alles genüsslich auf. Besonders gut schmeckten ihm die Parmesannudeln, die es zum Mittagessen gab. Nachdem Milo, Lola und Paula all ihre Nudeln aufgegessen hatten, hatte der kleine Drache immer noch Hunger auf das köstlich schmeckende Essen. So schlich er sich heimlich aus der Hosentasche, faltete seine winzigen Flügel aus und flog los. Jetzt hatte sich auf jeden Fall auch die Frage erübrigt, ob er damit fliegen konnte. Leider etwas zu spät bemerkten Milo, Lola und Paula, dass der Drache nun durch das Zimmer flog. Er steuerte schnurstracks den Teller der Erzieherin Maria an. Denn dort lag noch ein großer Haufen der leckeren Parmesannudeln. Oh oh! Was würde die Erzieherin wohl denken, wenn plötzlich ein waschechter Drache auf ihrem Teller landen und ihre Nudeln klauen würde? Das wollten die drei Freunde lieber nicht herausfinden. Sofort sprangen sie auf, um Maria von Leo abzulenken. „Milo, Lola und Paula. Bitte setzt euch wieder hin. Wir sind doch noch nicht fertig.“ ermahnte sie die Erzieherin freundlich. Dann wedelte sie ohne genauer hinzusehen mit der Hand nach dem Drachen. Sie dachte sich nichts weiter dabei. Womöglich dachte sie Leo wäre eine Fliege. Oder würdet ihr an einen Drachen denken, wenn euch etwas um den Kopf schwirren würde? Wahrscheinlich eher nicht.
Die Kinder setzten sich wieder hin, waren aber vollkommen unruhig auf ihren Stühlen. Denn sie sahen, dass Leo nicht aufgegeben hatte und erneut den Teller der Erzieherin ansteuerte. Sie mussten irgendetwas tun. Milo streckte blitzschnell die Hand in die Luft und sagte, weil ihm auf die Schnelle nichts anderes einfiel: „Ich glaube es hat geklopft.“ Maria stand auf und ging zur Tür. Puh, das war für den Moment noch einmal gut gegangen.
In der Zwischenzeit war der Feuerdrache Leo auf den Nudeln der Erzieherin gelandet. Wie ein Staubsauger saugte er alle Nudeln in Nullkommanichts ein und flatterte dann in Seelenruhe in Richtung Milo zurück. Doch dann musste er ausgerechnet rülpsen. Dabei kam eine kleine Flamme aus seinem Maul. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn er nicht gerade an der Schnur eines Bällenetzes vorbei geflogen wäre, das an der Decke hing und viele Bälle fest hielt. Die Schnur brannte sofort durch und FLUPP fielen haufenweise Bälle zu Boden. Sie prallten am Boden ab und hüpften wild durch den Raum. Dabei wurden einige Gläser und Teller auf den Tischen umgestoßen. Es schepperte ordentlich. Leo beschleunigte vor Schreck sein Tempo, um schnell zurück in die sichere Hosentasche von Milo zu gelangen. Maria kam eilig in den Raum zurück gestürmt, um nachzusehen was passiert war. Mit einer heraneilenden Erzieherin hatte Leo nicht gerechnet. Er flog gegen sie und verfing sich mit seinen Flügeln in ihren Haaren. Paula reagierte sofort und rief „Iiiiiih da ist eine dicke Spinne in deinen Haaren.“ Die Erzieherin schüttelte wild den Kopf, wodurch der Drache befreit wurde. Er flog sofort weiter und landete auf Milos Hand. Dieser steckte ihn schnell und unbemerkt zurück in seine Hosentasche. Bei all der Aufregung hatte Maria zum Glück vergessen, dass sie eigentlich noch eine große Portion Parmesannudeln auf ihrem Teller gehabt hatte. Erst als eine Stunde später ihr Magen knurrte, fragte sie sich was eigentlich aus ihrem Mittagessen geworden war. So hatte sie beim Aufräumen des ganzen Bälle- und Geschirrchaos doch einen leeren Teller von ihrem Platz weggeräumt.
Milo, Lola und Paula waren heilfroh, dass die Erzieherin den Drachen nicht bemerkt hatte. Sie beschlossen Leo von nun an Vormittags lieber zu Hause zu lassen und am Nachmittag gemeinsam mit ihm zu spielen. Das klappte wunderbar. Milo ließ seine Lieblingshose zu Hause. In deren Hosentasche schlief Leo den ganzen Morgen und wenn die Kinder zu dem Drachen nach Hause kamen, spielte er fit und ausgeschlafen den ganzen Nachmittag mit ihnen.
Leo wurde zum Glück nicht viel größer, so dass er noch heute in Milos Hosentasche lebt. Er kommt nur ab und zu mit in die Vorschule, auf den Spielplatz oder mit in die Stadt und stellt dort dann alles auf den Kopf. Wenn plötzlich viele seltsame und verrückte Dinge geschehen, liegt das vielleicht an einem verspielten, jungen Drachen, der möglicherweise gerade eine Portion Parmesannudeln gewittert hat.
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